Computersimulation eines
Tesla-Transformators
Die Ausgangsgrösse für die
Simulation bildet die elektrische Ladung Q.
Um die
Bewegung der elektrischen
Ladung im System beschreiben zu können, werden
hier die einzelnen, über den
Bauteilen der Anlage liegenden elektrischen
Spannungen betrachtet. Der
Aufbau der Anlage ist in Fig.1 gezeigt.
Fig.1. Aufbau
eines Teslatransformators: Die Primärspule ist durch die Induktivität L1
und die
Sekundärspule durch L2
bezeichnet, C1 ist die
Kapazität des Kondensators
im
Primärkreis und R= R(t) stellt den elektrischen Widerstand
dar,
welcher vor
allem mit der Funkenstrecke assoziiert ist.
Es wird hier von einer Anlage
ausgegangen, welche mittels eines Netzfrequenz-
Transformators (50 Hz)
versorgt wird. Dieser lädt den Kondensator auf einen
bestimmten Wert auf. Bevor
die Spitzenspannung (ca. 15 - 18 kV) überschritten wird,
zündet die Funkenstrecke und
der Kondensator entlädt sich blitzartig,
welche mit einer entsprechend schnellen
Änderung des Stromflusses durch
die Primärspule des
Tesla-Transformators verbunden ist. Damit ändert sich auch
das magnetische Feld, welches
die Sekundärspule durchfliesst. Somit wird in der
Sekundärspule eine
elektrische Spannung induziert. Die Höhe dieser Spannung
lässt sich durch die Werte
der Kapazitäten im Primär- und Sekundärstromkreis abschätzen.
Dabei wird die im Kondensator
des Primärkreises gespeicherte Energie betrachtet.
Diese ist gegeben durch die
Kapazität C1 und die
anliegende Spannung U1: . Die Kapazität des Sekundärschwingkreises
ist gegeben durch die Konduktorkugel
oder den Torus, welcher am Ende der Sekundärspule
angebracht wird, sowie die
Kapazität der Sekundärspule selbst (welche durch die Oberfläche
des Drahtes und somit durch
dessen Durchmesser und die Anzahl Windungen bestimmt wird).
Wird von einer verlustfreien
Energieübertragung ausgegangen, dann gilt für das Verhältnis der
Spannung U1 im Primärkreis zur Sekundärspannung U2:
Hohe Sekundärspannungen
können demnach durch kleine Sekundärkapazitäten und grosse
Primärkapazitäten erreicht
werden. Jedoch beeinflussen die Kapazitäten das Verhalten der
Ladungen in den beiden
Stromkreisen grundsätzlich, was klar wird, wenn die elektrischen
Spannungen über den einzelnen
Komponenten betrachtet werden. Dies soll zuerst am isolierten,
d.h. nicht mit dem
Sekundärstromkreis gekoppelten Primärstromkreis erläutert werden. Bei
leitender Funkenstrecke (mit
dem elektrischen Widerstand R1)
kann mit Benützung der
Maschenregel (Kirchhoffsche
Gesetze) für die Summe der Spannungen Uk
im
Primärstromkreis geschrieben
werden:
Dabei ist UC die Spannung über dem
Kondensator, UL die
Spannung über der Induktivität L1
und UR die Spannung über der Funkenstrecke. Mit der im
Kondensator des Primärkreises
gespeicherten elektrischen
Ladung Q1 = C1U, dem Ohmschen Gesetz UR
= R1I1 und dem
Induktionsgesetz resultiert:
Die Ladung Q1 = Q1(t) ist eine
zeitabhängige Funktion. Genau genommen handelt es sich um
die Ladung auf einer Seite
des Kondensators. Der Zusammenhang zum Stromfluss ergibt sich
durch I1 = dQ1
/ dt. Durch ersetzen von allen
Strömen in Eq.2 ergibt sich
folgende
Differentialgleichung:
Die Differentialgleichung
kann durch folgenden Ansatz gelöst werden: .
Dabei ist die maximale elektrische Ladung auf einer Seite des
Kondensators und φ ist
eine allgemeine
Phasenverschiebung. Die Ladung Pendelt also mit der Kreisfrequenz w
hin und her, es handelt sich
um einen gedämpften elektrischen Schwingkreis. Durch Einsetzen
des Ansatzes kann der
Dämpfungskoeffizient l und die Kreisfrequenz w bestimmt werden.
Für die Dämpfung resultiert:
Die Kreisfrequenz w kann aus L1 und C1
berechnet werden:
Die analytische Lösung
liefert bereits die Information über das grundsätzliche Verhalten des
Primärstromkreises. Zündet
der Funke über der Primärfunkenstrecke, so wird das System zu
Schwingungen angeregt. Bei
Teslatransformatoren liegen die Frequenzen im Bereich von
50 – 500 kHz. Es handelt sich
also um Hochfrequenzschwingungen. Im Vergleich dazu erfolgt
das Zünden der Funkenstrecke
nur 100-mal pro Sekunde, wenn das System mit einem
Netztransformator versorgt
wird. Je nach Funkenstrecke wird aber der Strom nicht einfach
ein- und ausgeschaltet. Die
genauen Prozesse an der Funkenstrecke sind noch recht
unbekannt und schwierig zu
simulieren. Der Einfluss der zeitlichen
Entwicklung
des Widerstandes R(t)
der Funkenstrecke auf das System kann mittels
Computersimulation untersucht
werden.
Zentral für die Simulation
des Tesla-Transformators ist die Übertragung der Schwingungen
vom Primär- auf den
Sekundärkreis und die Rückkopplung zwischen den beiden Stromkreisen.
Im Prinzip handelt es sich um
zwei gekoppelte Schwingkreise mit der Kopplungskonstante
M /
Li. Zur Gleichung Eq.4 muss nun eine zweite Systemgleichung hinzugefügt
werden,
welche den zweiten
Schwingkreis beschreibt:
Für die Simulation des
isolierten Primärstromkreises wird in diesem Projekt die Simulationssoftware
Vensim verwendet. Für die
Implementierung wird die Differentialgleichung in zwei
Differentialgleichungen
erster Ordnung zerlegt:
Für den Sekundärstromkreis
ergeben sich die analogen Gleichungen durch Vertauschen der Indizes.
Die elektrische Spannung über
dem Kondensator ergibt sich für den Primärkreis aus .
Die Spitzenspannung beträgt dabei bei den
meisten Tesla-Anlagen ca. 12 – 18 kV.
In Analogie dazu lässt sich
die Spannung im Sekundärkreis aus Q2
und C2 berechnen.
In Vensim können (wie in
vielen anderen Systemdynamikprogrammen) die Systemgleichungen
graphisch programmiert werden
(Scheidegger, S. (2008): Computersimulation eines Tesla-Transformators.
VSMP-Bulletin 107, 2008;
10-17)
Zur Verifikation des Modells
wurden die Messungen und Simulationen von Denicolai verwendet
[Denicolai, M. (2001): Tesla Transformer
for Experimentation and Research. Licentiate Thesis, 2001,
Helsinki University of Technology]. Denicolai
verwendete einen Tesla-Transformator mittlerer Grösse,
dessen Sekundärspannung bei 350
kV liegt. Für die Verifikation wurden die Parameter,
welche Denicolai für seine
Simulation verwendete eingegeben (Tab2).
Tab.2.
Parameter für den Vergleich der Simulationen.
Parameter |
Werte |
Primärspannung U1 |
11.5 kV |
Widerstand R1 |
1.05 W |
Primärkapazität C1 |
96.7 nF |
Primärinduktivität L1 |
65 mH |
Kopplung M |
528.05 mH |
Kapazität C2 |
74.4 pF |
Induktivität L2 |
76.98 mH |
Widerstand R2 |
100 W |
Die Simulation mit dem Modell
in Fig.2 ergab im unbelasteten Zustand die gleiche Spitzenspannung
von 350 kV bei gleicher
Frequenz im Sekundärschwingkreis (68 kHz). Dies gilt sowohl für den
Vergleich mit den
Simulationswerten von Denicolai, als auch für den Vergleich mit den realen
Messwerten an der Anlage.
Bei der Anlage von Denicolai
lässt sich der Kopplungsfaktor durch Verändern der Primärspulenposition
variieren. In Fig.2 ist der
zeitliche Verlauf der Sekundärspannung U2(t) für M = 423.05 mH gezeigt.
Die Schwingungsbäuche zeigen,
wie die Energie zwischen Primär- und Sekundärkreis hin- und herpendelt.
Fig.2.
Zeitlicher Verlauf der Sekundärspannung U(t) in der Vergleichssimulation. Numerik:
Runge-Kutta-Verfahren, Dt = 1·10-9
s